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Guide Independence Day

Fokus auf die faszinierende Welt der unabhängigen Uhrmacher

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Mit der Uhrmacherei ist es wie mit jeder guten Geschichte: Es gibt einen Anfang, eine Mitte, Kapitel und Personen, die man kennen muss. Wenn du diese Zeilen liest, bist du bereits mit den grossen Namen der Uhrenindustrie vertraut: Rolex, Breitling, TAG Heuer, IWC, Hublot, Panerai und viele andere. Aber heute nehmen wir dich mit in eine andere Welt: die der unabhängigen Uhrenhersteller. Bist du bereit für die grosse Reise?

Einige Uhren sind ein absolutes Muss und vielleicht hast du das Glück, (zumindest) ein Modell davon zu besitzen. Navitimer, Royal Oak, Submariner, Reverso, Monaco: allesamt legendäre Namen, die jedem etwas sagen und ein breites Spektrum an Vorlieben abdecken, von klassisch über sportlich-schick bis hin zum Rennsport oder Tauchen. Bisweilen jahrhundertealte Modelle und Marken, die in Hunderttausenden von Exemplaren – und manchmal sogar mehr! – produziert werden.

Akrivia Tourbillon Chiming Jump Hour
Akrivia Tourbillon Chiming Jump Hour

Die unabhängige Uhrmacherei ist das ganze Gegenteil: ein vertraulicher Bekanntheitsgrad, seltene Exemplare und eine sehr überschaubare Sammlergruppe. Man spricht im Übrigen nicht immer von "Marken", sondern einfach von den "Uhrmachern", die sie herstellen. François-Paul Journe, Vianney Halter, Ludovic Ballouard, Kari Voutilainen, Vincent Calabrese, David Candaux sind nur einige von ihnen. Keine Panik: Wenn dir drei Viertel der Namen unbekannt sind, ist das ganz normal! Wir sind da, um dich in die Materie einzuführen, sowohl was die alten Hasen, die den Weg geebnet haben, als auch die jüngsten und vielversprechendsten Uhrmacher betrifft!

F.-P. Journe – die Ikone

F.P.Journe
F.P.Journe

François-Paul Journe ist wohl der bekannteste unter ihnen. Der heute 62-jährige ist ein reiner Uhrmacher und wahrscheinlich einer der talentiertesten seiner Generation. Er wuchs in Marseille auf und gründete 1999 seine Manufaktur in Genf. Er ist ein Spezialist für alte Uhrmacherkunst, so übernimmt er deren Strukturen, injiziert aber eine gute Portion Modernität in all seine Kreationen. Eine kleine Anekdote: Journe zeichnet immer zuerst ... das Zifferblatt seiner Uhren! Und anhand dieser Bleistiftzeichnung entwirft er anschliessend das Uhrwerk, das es zum Leben erweckt. Das ist äusserst selten, denn die meisten Uhrmacher gehen in der Regel vom Uhrwerk zum Zifferblatt und nicht umgekehrt.

F.P.JOURNE Chronomètre à résonance
F.P.Journe Chronomètre à résonance

Heute ist der Stil von F.-P. Journe sehr gut erkennbar und seine Kollektionen stark limitiert: Classique, Linesport, Elégante. Er besitzt schon (fast) immer 10 Filialen auf der ganzen Welt, doch seine Kreationen werden grösstenteils vorab an seine treuen Kunden verkauft. Daher die "stratosphärischen" Preise bei Auktionen und auf dem Gebrauchtmarkt ...

Der Uhrmacher aus dem hohen Norden

Schwarz Etienne by Kari Voutilainen
Schwarz Etienne von Kari Voutilainen

Kari Voutilainen hat einen ähnlichen Hintergrund. Wie Journe wanderte auch der finnische Uhrmacher vor knapp 20 Jahren, genauer im Jahr 2002, in die Schweiz aus, um seine Marke zu gründen. Wie Journe spezialisierte er sich zunächst auf die traditionelle Haute Horlogerie. Er würzt seine Kreationen mit einer guten Portion Modernität, wenngleich seine Verfahren mitunter traditioneller sind – Voutilainen ist ein grosser Verfechter des Guillochierens, für das er unzählige Motiven erfunden hat. Die Anekdote? Er ist der unabhängige Uhrmacher, der beim GPHG, dem Grand Prix de l'Horlogerie de Genève, die meisten Preise abgeräumt hat, obwohl er dort gar nicht physisch ansässig ist! Seine aktuellen Stücke erfordern eine Wartezeit von mehreren Jahren. Aber dank seiner Kooperationen, insbesondere mit Schwarz Etienne, ist es immer noch möglich, sich der Handschrift des Meisters anzunähern ...

Mad Max !

MBandF HM9-SV RG
MBandF HM9-SV RG

Kollaboration ist das, was den Ansatz von Max Büsser, dem "MB" der Marke "MB&F", resümiert. Du wirst es schon erraten haben: Das "F" steht für die "Friends" des grossen Max, ein Uhrmacher-Kollektiv mit variabler Geometrie, mit dem er die verrücktesten Stücke entwirft. Seine Inspiration: die Cartoon-Helden der 70er Jahre, das Universum, die Erforschung, das Design, die Architektur. Mit mehreren Besonderheiten: MB&F hat zwar tatsächlich seinen eigenen Platz, einen historischen Ort in Genf, aber in Wirklichkeit handelt es sich um ... eine Kunstgalerie! Dort findest du sicherlich die ein oder andere Uhr, aber allen voran Fotos, Skulpturen und andere unauffindbare Gegenstände. Fun Fact? Max Büsser hat fast 20 Jahre gebraucht, um seine erste Damenuhr, die FlyingT, herzustellen, die heute der Bestseller des Unternehmens ist. Max hat sie für seine Familie entworfen: Er ist mit seiner Frau und ihren beiden Töchtern quasi tagtäglich von Frauen umgeben. Sie alle leben heute in Dubai, einem internationalen Knotenpunkt, wo er die meisten seiner Sammler trifft.

Der Erfinder des Schattens

Vincent Calabrese
Vincent Calabrese

Vincent Calabrese ist eine andere Generation, eine, die sich langsam aber sicher dem 80. Lebensjahr annähert. Aber er ist und bleibt eine Legende. Das Blancpain-Tourbillon, das ist er. Der Profi des Karussells, das ist er. Das Baguette-Uhrwerk von Corum, wieder er. Die Académie Horlogère des Créateurs Indépendants (AHCI), die die besten unabhängigen Uhrmacher der Welt vereint, wurde ebenfalls von ihm gegründet. Und noch viel mehr. Als Mann des Schattens, aber mit starkem Temperament, ist und bleibt er eine Symbolfigur der Uhrmacherei. Die Anekdote? Nachdem er das Baguette-Uhrwerk kreiert hatte, das die Golden Bridge von Corum zum Leben erweckte, dachte Calabrese, dass er ein Uhrwerk mit der Form so ziemlich jedes Buchstabens des Alphabets herstellen könnte. Wenn du eines Tages eine Uhr besitzen möchtest, die nicht deine Initialen trägt, sondern deren Uhrwerk die Initiale deines Vor- oder Nachnamens ist, dann ist das möglich (aber nicht gerade billig, es ist eben eine Massanfertigung!).

Meister und Schüler

D. Candaux DC7 – Genesis Titanium
D. Candaux DC7 – Genesis Titanium

Vincent Calabrese hat keine Schüler, ebenso wenig wie Philippe Dufour, ein Uhrmacher der gleichen Generation, der ebenfalls eine lebende Legende ist (siehe seine Simplicity: Sie wird seit 10 Jahren nicht mehr produziert, Dufour gestand jedoch kürzlich, dass er jeden Tag noch etwa 10 Anfragen erhält!) Dennoch könnte David Candaux ihr geistiger Nachfolger sein. Übrigens sind David Candaux und Philippe Dufour Nachbarn in Le Soliat, nur wenige Kilometer von Jaeger-LeCoultre entfernt (wo Davids Laufbahn begann – aber lassen wir das!). Heute ist David Candaux zu 100 % eigenständig. Sein Motto: Herz und Verstand. Seine Eigenkreation ist eine der wenigen Uhren mit gebogenem Gehäuse, dessen Profil sich der Rundung des Handgelenks anpasst. Sie verfügt über eine einziehbare Krone. Tourbillon und Stundenzifferblatt nehmen keinen geringeren Stellenwert ein. Eine Uhr von sehr hohem Niveau, die man vom Geiste her mit einer Ferdinand Berthoud vergleichen könnte. Reine Kunstwerke mit sechs Ziffern, die nur sehr schwer zu finden sind. Wenn es ein letztes Kapitel in der "schönen Geschichte der Uhrmacherei" geben sollte, von der wir dir erzählt haben, dann wäre es wohl dieses ...

Die junge, aufstrebende Marke: Furlan Marri

Furlan Marri Nero Sabbia
Furlan Marri Nero Sabbia

Einige Generationen später kommt man um die beiden Gründer Andrea Furlan und Hamad Al Marri der Marke Furlan Marri nicht umhin. Ihre Unternehmung begann mitten in der Corona-Pandemie und wurde auf Kickstarter lanciert: ein hübsches Projekt, das zeigt, dass Enthusiasten ehrgeizige Projekte unterstützen. Der Preis, der Look: Dies sind die beiden Zutaten für die (erfolgreiche) Markteinführung dieses jungen Start-ups, die hauptsächlich auf Instagram erfolgte. Die Marke begibt sich auf die Spuren von Baltic, die schon sehr früh verstanden hatte, wie man künftige Generationen wieder für mechanische Uhren begeistern kann, wenn das Produkt schön, gut durchdacht und erschwinglich ist. Der Ansatz ist derselbe wie bei Norqain, jedoch mit einer noch zugänglicheren Positionierung.

Andrea Furlan and Hamad Al Marri
Andrea Furlan et Hamad Al Marri

Furlan und Marri sind seit langem befreundet. Der erste hat in Asien das Netz der Lieferanten geknüpft, der zweite war bereits in die Welt der Sammler eingeführt. Die Handschrift des Unternehmens basiert auf dem Klassizismus von Patek Philippe und auf den Chronographen des beginnenden 20. Jahrhunderts. Inspirierend und überaus verlockend!

Akrivia

Rexhep Rexhepi
Rexhep Rexhepi

Muss man den erst 35 Jahre alten Rexhep Rexhepi eigentlich noch vorstellen? Er wurde im Kosovo geboren und zieht 2012 mit 25 Jahren nach Genf. Er arbeitet bei Patek Philippe oder auch bei F.P. Journe. Der junge Mann will hoch hinaus und sein erstes Meisterstück wird ein Tourbillon sein! Aber er versteht schnell, dass er nur mit kleinen, handgefertigten und nicht unbedingt komplizierten Serien die Gunst der grössten Sammler gewinnen wird. Rexhep Rexhepi hat bereits fast sechzig Uhren verkauft. Er fertigt sie ausschliesslich von Hand an, was mittlerweile mit Wartezeiten von knapp zwei Jahren einhergeht. Erleben wir hier womöglich die Geburt eines Giganten?

Akrivia AK 06
Akrivia AK 06

Mit der Uhrmacherei ist es wie mit jeder guten Geschichte: Es gibt einen Anfang, einen Mittelteil und vor allem: kein Ende. Wir werden noch über die zukünftigen Enthusiasten staunen, die die Uhrmacherei von morgen prägen werden. Frisch ans Werk!

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