Guide Hat Sport-Chic noch eine Zukunft?
Ist es ein Schlagwort, das alles sagt, um nichts zu sagen? Sport-Chic ist ein Konzept, das in den 70er Jahren vor allem rund um die Royal Oak (die ganz nebenbei ihr 50-jähriges Jubiläum feiert!) entwickelt wurde. Gibt es ihn einige Jahrzehnte später immer noch?
Eine Uhr aus Stahl, aber eine Luxusuhr. Eine Uhr für die Stadt, die aber auch für den Sport verwendet werden kann. Als es darum ging, die grossen Antriebslinien der Royal Oak zu definieren, nahm sich das Marketing des Themas mit einer gewissen Verblüffung an. Es galt, Gegensätze zu vereinen, ein Konzept zu kreieren, das so neu war wie die Uhr, die es verkörperte. Damals wurde ein neues Wort geboren: Sport-Chic.
Heute ist das Konzept etabliert, weit verbreitet, um nicht zu sagen abgenutzt. Es scheint auch niemanden mehr zu überraschen, eine Sportuhr mit einem gewissen Mass an Eleganz zu verbinden. Die Rolex Cosmograph Daytona, die Omega Speedmaster und die Royal Oak sind allesamt ikonische Kreationen, die sich sowohl in der Stadt als auch auf dem Sportplatz wohlfühlen.
Ein Konzept, das global geworden ist...also nutzlos?
Doch gerade weil die beiden Welten miteinander verschmelzen, scheint das Konzept heute etwas veraltet zu sein. Es wäre so, als würde man einen Sportwagen für die Stadt definieren: Jeder will ein Minimum an Durchzugskraft und Leistung, aber trotzdem problemlos durch die Stadt fahren können. Das Konzept hätte keine zeitgemässe Relevanz!
Dasselbe ist in der Uhrenindustrie passiert. Die Grenzen zwischen Arbeit und Telearbeit, zwischen persönlichen und beruflichen Beziehungen tendieren dazu, sich aufzulösen. Die Arbeit ist nomadisch, der Lebensrhythmus erstreckt sich über sieben statt fünf Tage, die Arbeitszeiten verschieben sich und die Grenze, die das "schicke Leben" vom "sportlichen Leben" trennte, verwischt sich. Es gibt keinen Sport mehr, keinen Chic, alles ist sportlich-schick. De facto kann dieser Begriff so gut wie jede Uhr umfassen. Ist er, nachdem er gegenstandslos geworden ist, zum Verschwinden verurteilt?
Phönix der Uhrmacherei
Die Frage ist eigentlich: Hat der Sport-Chic die Fähigkeit, sich neu zu erfinden? Einen neuen, dem 21. Jahrhundert eigenen Atem zu finden? Nun, die jüngsten technologischen Entwicklungen in der Uhrmacherei scheinen zu beweisen, dass sie es tun!
Das Aufkommen von Materialien, die von Natur aus sportlich-schick sind
Zu nennen ist hier die Entwicklung aller Legierungen und Verbundwerkstoffe, die Gehäuse und Brillen bilden. Vor 50 Jahren wurde die Dichotomie zwischen Sport und Chic hauptsächlich von der Dichotomie zwischen Gold und Stahl überlagert. Heute ist diese Unterscheidung nicht mehr gültig, aber sie erneuert sich auf ziemlich spektakuläre Weise zwischen traditionellen Materialien und Materialien der neuen Generation: Sedna-Gold, recyceltes Gold, recycelter Stahl, Karbon, TPT, Graphen, Ceragold, Keramik etc. Es sind diese neuen, ultratechnologischen Materialien, die es der sportlich-schicken Uhr wieder ermöglichen, gleichzeitig mit Eleganz und Widerstandsfähigkeit zu spielen.
Das Wunder des Siliziums
Ein weiteres Beispiel ist die massive Einführung von Siliziumspiralen in der Industrie. Auch hier ermöglicht sie durch ihre amagnetischen Eigenschaften und ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Temperaturschwankungen, dass sie sowohl bei sportlichen Aktivitäten mit hoher Intensität als auch bei Bürotätigkeiten mit sehr starken Magnetfeldern und der unmittelbaren Präsenz von Computern, Tablets, Smartphones, Kopfhörern, Lautsprechern usw. eingesetzt werden kann. Eine einzige Uhr kann heute beide Welten überleben. Das war vor 50 Jahren noch nicht der Fall.
Ein einziges Armband für alle Zwecke
In jüngerer Zeit ermöglicht der Einsatz von Armbändern der neuen Generation aus Kautschuk auch, ein gewisses Mass an Eleganz mit den Anforderungen einer sportlichen Betätigung zu gewährleisten. Die Textur, die Nachahmung von Leder oder Karbon, der Griff und das Gefühl sind Bereiche, die der Kautschuk weitgehend erschlossen hat, insbesondere auf Anregung von Unternehmen wie Biwi. Ein Sammler, der ein Prestigeobjekt mit einem Kautschukarmband tragen und dabei die Illusion erwecken möchte, dass es aus Leder oder Karbon ist, kann dies heute problemlos tun.
Die enormen Fortschritte der Bewegung
Schliesslich darf man natürlich nicht vergessen, dass das Uhrwerk an sich enorme Fortschritte gemacht hat. In der Vergangenheit gab es Kaliber, die dem Sport gewidmet waren, wie Chronographen, neben anderen, anspruchsvolleren Kalibern, die der Stadt gewidmet waren, wie die ersten extraflachen Stücke von Piaget in den 50er und 60er Jahren oder die von Patek Philippe geliebten Komplikationen. Es gab also auf der einen Seite Sportuhrwerke und auf der anderen Seite schicke Uhrwerke.
Die Royal Oak hat beide vereint, aber der Trend hat sich in den letzten 20 Jahren erheblich beschleunigt. Das Aufkommen von Marken wie Richard Mille hat die Grenzen zwischen den beiden Welten endgültig verwischt. Ihnen ist es zu verdanken, dass der Sport-Chic wieder an Fahrt gewinnt, auch wenn die Bezeichnung als solche, "Sport-Chic", heute veraltet erscheint. Was müsste man erfinden, um sie zu ersetzen? Trendy-sportlich? Techno-Chic? Urban Lifestyle?
Was denken Sie darüber? Die Debatten bleiben offen...